LIEBESLYRIK

 

INHALT

BLATT 12

 

Heinrich Heine

 

Lyrisches Intermezzo

 

 

Sie saßen und tranken am Teetisch,

Und sprachen von Liebe viel.

Die Herren waren ästhetisch,

Die Damen von zartem Gefühl.

 

Die Liebe muß sein platonisch,

Der dürre Hofrat sprach.

Die Hofrätin lächelt ironisch,

Und dennoch seufzet sie: Ach!

 

Der Domherr öffnet den Mund weit:

Die Liebe sei nicht zu roh,

Sie schadet sonst der Gesundheit.

Das Fräulein lispelt: Wie so?

 

Die Gräfin spricht wehmütig:

Die Liebe ist eine Passion!

Und präsentieret gütig

Die Tasse dem Herrn Baron.

 

Am Tische war noch ein Plätzchen;

Mein Liebchen, da hast du gefehlt.

Du hättest so hübsch, mein Schätzchen,

Von deiner Liebe erzählt.


 

 

Heinrich Heine

 

Die Heimkehr

 

 

Sie liebten sich beide, doch keiner
Wollt es dem andern gestehn;
Sie sahen sich an so feindlich,
Und wollten vor Liebe vergehn.

 

Sie trennten sich endlich und sahn sich
Nur noch zuweilen im Traum;
Sie waren längst gestorben,
Und wußten es selber kaum.