Die indirekte Rede

In der indirekten Rede werden im Unterschied zur direkten Rede fremde oder frühere Aussagen nicht so wiedergegeben, wie sie ursprünglich formuliert wurden, sondern sie werden durch einen Sprecher berichtet.
Bei der indirekten Rede verbürgt sich der Berichtende (der Sprechende oder Schreibende) nur dafür, dass der ursprünglich Sprechende etwas gesagt hat. Zum Inhalt der Aussage verhält sich der Berichtende distanziert.


Karl sagte: „Ich bin krank.“  à  Karl sagte, er sei krank.

 

Zu ihrer Kennzeichnung dienen  

 

1. der Konjunktiv I

2. redeeinleitende Verben

3. Nebensatzformen

4. Wechsel des Pronomens

5. Zeit- und Ortsangleichung

6. Imperativ

 

In der Regel ist zumindest ein Mittel vorhanden, um die indirekte Rede als solche zu markieren.

 

 


zu 1) Konjunktiv

 

Die Formen des Konjunktivs I werden durch Anhängen eines -e- an den Verbstamm gebildet (leb-en : du leb-e-st). Die umlautfähigen Vokale werden umgelautet (aàä, oàö, uàü: du käm-est, du wär-est, du möcht-est, du müsst-est usw.).

In allen Endungen erscheint also ein e;
dadurch ergeben sich Unterschiede zum Indikativ Präsens in der 3.Pers.Sing. und der 2.Pers.Sing./Plural.

Bei unregelmäßigen Verben gibt es im Konjunktiv I keinen Umlaut noch e/i-Wechsel wie beim Indikativ Präsens:   tragen: du trägst à du tragest; nehmen: du nimmst à du nehmest

 

Bei den Tempusformen gibt es – im Gegensatz zu den sechs Indikativtempora (Präsens, Präteritum, Perfekt, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II) – nur drei Zeitstufen: Konjunktiv der Verlaufsstufe, Vollzugsstufe bzw. Erwartungsstufe:

 

Gleichzeitigkeit (Verlaufsstufe):
Sie sagt: „Ich lese gerade ein Buch.“

Sie sagt, sie lese gerade ein Buch.

Vorzeitigkeit (Vollzugsstufe):
Sie sagt: „Ich habe den Roman gestern gelesen.“

Sie sagt, sie habe den Roman am Tag vorher gelesen.

Nachzeitigkeit (Erwartungsstufe):
Er sagt: „Ich werde morgen kommen.“

Er sagt, er werde am nächsten Tag kommen.

 

Für die Verwendung ist die Unterscheidung zwischen Gleich-, Vor- und Nachzeitigkeit also von großer Bedeutung, dabei macht es keinen Unterschied in welchem Tempus der übergeordnete Satz steht.

 

zu 2) Redeeinleitende Verben

 

z.B. sagen, äußerte, fragte; aber auch: annehmen, einfallen, denken, sich einbilden, fürchten, fühlen

 

zu 3) Nebensatzformen

 

Bei Entscheidungsfragen (Fragen, auf die man mit ja oder nein antwortet), muss die indirekte Rede mit ob eingeleitet werden.

 

zu 4) Pronominalverschiebung

 

Oft ist auch ein Wechsel der Pronomen notwendig:

Er sagt (zu mir über sich):  Ich komme.“

Er sagt, er werde kommen.

 

zu 5) Zeit- und Ortsangleichung

 

Statt: morgen  à am folgenden Tag
statt: gestern à am Tag vorher

 

zu 6) Imperativ

 

Statt: „Komme!“ à Er solle/möge kommen.