Übung
zum Abitur in Bayern 1996:
96/1
Informieren Sie sich über die Regeln zur
Erstellung einer Inhaltsangabe und fassen Sie dann den Inhalt des folgenden
Gedichtes zusammen. Bestimmen Sie auch seine Aussage.
Christian Hofmann von Hofmannswaldau
(1617–1679)
Vergänglichkeit der Schönheit (1695)
Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
Dir endlich mit der zeit um deine brüste
streichen /
Der liebliche corall der lippen wird
verbleichen;
Der schultern warmer schnee wird werden kalter
sand /
Der augen süßer blitz / die kräffte deiner hand
/
Für welchen solches fällt / die werden zeitlich
weichen /
Das haar / das itzund kan des goldes glantz
erreichen /
Tilgt endlich tag und jahr als ein gemeines
band.
Der wohlgesetzte fuß / die lieblichen gebärden /
Die werden theils zu staub / theils nichts und
nichtig werden /
Denn opfert keiner mehr der gottheit deiner
pracht.
Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen
/
Dein hertze kan allein zu aller zeit bestehen /
Dieweil es die natur aus diamant gemacht.
L 96/1
Inhalt:
Im 1. Quartett und im 2. Quartett des Sonetts Vergänglichkeit der Schönheit von
Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1617–1679) wird beschrieben, wie sich der
Tod im Laufe der Zeit der angesprochenen Person bemächtigen werde mit dem
Ergebnis, dass ihre Lippen ihre lebendige Farbe verlieren und dass der Teint der
Schultern, das Strahlen der Augen und das länzende Haar zunichte gemacht
werden. Im 1. Terzett wird festgestellt, dass auch Anmut und Gebärden vergehen
werden. Die Schönheit der Angesprochenen sei dann zunichte gemacht. In der
„Pointe“ des 2. Terzetts wird schließlich herausgestellt, dass noch viel mehr
vergehen werde, nur das Herz sei ewig, weil es aus einem Diamant bestehe.
Aussage:
Der Tod mache alles zunichte, was äußerliche Auszeichnung bedeutet. Nur das
unsichtbare Innere des Menschen, das Herz als Sitz des Gefühls bzw. der Seele
bleibe bestehen. Das Sonett enthält somit die Aufforderung, sich stärker an
inneren als an äußeren Werten zu orientieren.
Ü 96/2
Bestimmen Sie das Metrum der folgenden
Verse:
a) „Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
Dir endlich mit der zeit um deine brüste
streichen“ (Christian Hofmann von Hofmannswaldau,
Vergänglichkeit der Schönheit)
b) „Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.“
(Georg Trakl, Verfall)
c) „Es ist Feuer unter der Erde,
und das Feuer ist rein. (Ingeborg Bachmann, Es
ist Feuer unter der Erde)
L 96/2
a) Jambus (Alexandriner)
b)
Jambus
c)
kein durchgängiges Metrum
Ü 96/3
a) Bestimmen Sie die sprachlichen Mittel in
den folgenden Versen (Textgrundlage sind die
Gedichte aus Ü 96/1 und Ü 96/4).
Textbeleg
a) „Es ist Feuer unter der Erde,
und das Feuer ist rein.
Es ist Feuer unter der Erde,
und flüssiger Stein.“
(Es ist Feuer unter der Erde, V. 1–4)
b) „der bleiche Tod mit seiner kalten Hand“
(Vergänglichkeit der Schönheit, V. 1)
c) „corall der lippen“
(Vergänglichkeit der Schönheit, V. 3)
d) „Das haar / das itzund kan des goldes glantz erreichen /
Tilgt endlich tag und jahr als ein gemeines band.“
(Vergänglichkeit der Schönheit, V.7f.)
e) „schultern warmer schnee“
(Vergänglichkeit der Schönheit, V. 4)
f) „diamant“
(Vergänglichkeit der Schönheit, V. 14)
g) „umb deine brüste“
(Vergänglichkeit der Schönheit, V. 2)
L
96/3
b)
Personifikation