Bertolt Brecht - Galileo Galilei

 

Thema:



 

Verantwortung der Wissenschaft

 

Der 1898 in Augsburg geborene Autor Bertolt Brecht zeigt mit dem 1938/39 geschriebenem Schauspiel „Leben des Galilei“ wie der damalige erste Wissenschaftler Galileo Galilei in den Konflikt zwischen Kirche und Wissenschaft gerät.

Zudem ist die Frage nach Wert und Verwertbarkeit von Wissen ein wesentlicher Aspekt des Schauspiels.

Das Verhalten des Galileis wird besonders kritisch beurteilt, da er zunächst derjenige war, der seine Aufgabe darin gesehen hat, der Menschlichkeit durch seine Entdeckungen neue Erkenntnisse zu vermitteln. Besonders weil Galileis Forschungen allerhöchste Priorität für ihn hatten, ist es umso verwunderlicher, dass er aus Angst vor Folter die Verantwortung über die Folgen abgibt. Sein größtes Anliegen ist es gewesen, die Wahrheit ans Licht zu bringen und der Menschheit somit zu nutzen.

Besonders in der 8.Szene, als er sagt: „Was ich weiß, muss ich weiter sagen“(Zitat) wird deutlich, dass Galilei mit großem Ehrgeiz versucht , die Menschheit von seinen neuen Entdeckungen zu überzeigen und ihnen diese mitteilen möchte.

Dennoch übernimmt Galilei nicht die Verantwortung, denn die Obrigkeit , in diesem Fall die Kirche, setzt ihn stark unter Druck. Die Kirche möchte, dass er seine Forschungen einstellt, da die Menschheit lieber an dem Glauben festhalten und nicht daran zweifeln soll.

Durch den Widerruf entzieht sich Galilei seiner Verantwortung und enttäuscht zudem auch einige seiner Mitmenschen wie zum Beispiel seinen Schüler Andrea, dem er die Wissenschaft nahe gelegt hat. Auch der kleine Mönch, der Wissenschaft und Kirche vereinen will, kehrt aus Enttäuschung über die Widerrufung zur Kirche zurück. Galilei widerspricht sich selbst, denn zuvor hat er Andrea beigebracht:

„Wer die Wahrheit nicht kennt, der ist bloß ein Dummkopf, aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher!“ (S.110,13.Szene).

Somit betitelt Galilei sich selbst als Verbrecher, da er die Wahrheit kennt, aber aus menschlicher Schwäche und Angst vor Konsequenzen widerruft. Bertolt Brecht zeigt mit Galileo Galilei, dass Wissenschaftler nicht nur für ihre Forschungen, sondern auch für deren Folgen verantwortlich sind. Der erste Hauptdarsteller des Brechts Theaterstück hat Galilei als Held angesehen. Er hat Galilei als hilfreich bezeichnet, da seine Forschungen von wichtiger Bedeutung sind. Brecht hingegen hat andere Ansichten. Er sieht Galilei eher als feigen Wissenschaftler, der zu wenig Mut besitzt, um zu seinen Entdeckungen zu stehen und somit auch seine Mitmenschen im Stich lässt. Galilei hätte die Möglichkeit  gehabt seine Forschungen weiter zu betreiben, doch anstatt nach Venedig zu fliehen, bevorzugt er es in Florenz zu bleiben und folglich widerrufen zu müssen.

Das Bild, welches der Leser oder Zuschauer des Schauspiels mit Galilei assoziiert, verschwindet nach und nach. Denn aus dem zuvor mutigen und ehrgeizigen Wissenschaftler, der sogar trotz Pest weiter an seinen Forschungen arbeitet und auch sein Buch trotz Verbot nicht der Kirche weiter schreibt, wird letztendlich ein Mann, der der Verantwortung nicht gewachsen ist. Doch dieser Eindruck täuscht und der Leser wird schon wenig später vom Gegenteil überzeugt. Denn Galilei, der zum Gefangenen der Inquisition wird, wird von Andrea besucht und übergibt ihm sein Buch, welches er heimlich weiter geschrieben hat.

Andrea sorgt dafür, dass die Discorsi über die Grenze gelangt und dort veröffentlicht wird. Besonders wichtig ist auch die Rolle der Kirche und deren Ansichten. Denn ohne die Kirche hätte Galilei keine Probleme gehabt, seine Meinung öffentlich zu verkünden. Die Kirche ist zwar nicht immer wissenschaftsfeindlich, doch gerade in Florenz hat die Kirche eine sehr ausgeprägte Macht. Aus diesem Grund steht beispielsweise auch der Großherzog unter der Vorherrschaft der Geistlichkeit. Schließlich besitzt die Kirche soviel Macht, dass sie auch über Galilei herrscht und ihn zur Widerrufung drängt. Hinzu kommt, dass der Konflikt nicht nur aus einer wissenschaftlichen und theologischen Seite besteht, sondern auch, dass das fortschrittliche Denken damals sehr kritisch wurde.

Die Kirche hat versucht die Menschen von der Glaubensgeschichte zu überzeugen und will nicht, dass daran gezweifelt wird.

Die Kirche und dessen Machtherrschaft bringt Galilei nicht nur in einen großen Konflikt zwischen Wissenschaft und Obrigkeit, sondern auch in einen inneren Widerspruch. Der größte Widerspruch ist somit in dem Schauspiel, dass Galilei die neue Wahrheit begründet, sie aber zugleich auch wieder verrät.

Galileis Versagen bringt auch soziale Folgen mit sich. Denn aufgrund der Unterwerfung unter die Macht der Kirche, sei die Wissenschaft isoliert.  Brecht behauptet zudem, dass die Wissenschaft und der Verfügungsgewalt ausgesetzt sein wird.

Möglicherweise sind die politischen Herausforderungen der damaligen Zeit zu groß gewesen, sodass Galilei nicht in der Lage gewesen ist, seine Erkenntnisse für den gesellschaftlichen Fortschritt zugänglich zu machen.

Bertolt Brecht hat in seinem epischen Schauspiel viele Passagen eingeführt, die den Zuschauer produktiv zum Denken anregen sollen. Zum Beispiel „Es wird dunkel.“(S.113,Z.6) ist ein verstecktes Detail, womit Brecht den Zuschauer zum Nachdenken anregt. Brecht versucht mit dieser Aussage darzustellen, dass es nun dunkel in der Wissenschaft wird, denn die Wissenschaftler übernehmen oftmals keine Verantwortung gegenüber der Gesellschaft.

Auch der hippokratische Eid würde höchstwahrscheinlich nicht allzu viel nutzen, denn es ist schwer die Forschungsarbeiten einzugrenzen. Es könnten lediglich die Forschungsprojekte eingestellt werden, bei denen schon zu Beginn des Projekts zu sehen ist, dass die Zielvorgabe verachtende und unmoralische Folgen hat.

Auch in der heutigen Zeit ist die Frage nach der Verantwortung in der Wissenschaft noch sehr umstritten. Oftmals wird bemängelt, dass Forschungen zur Bedrohung der Menschheit führen kann.

Natürlich hat Albert Einstein Recht gehabt, als er gesagt hat, dass die Welt unserer Zeit reich an erfinderischen Geistern ist und das die Forschung unser Leben beträchtlich erleichtern kann.

Doch gerade durch die ständige Weiterentwicklung der Technik wird es immer schwieriger Verantwortung zu übernehmen. Denn oft sind mögliche Folgen und Konsequenzen nicht bekannt.

Aus diesem Grund geschehen häufig unerwartete Reaktionen.

Denn wahrscheinlich ist damals auch nicht bekannt gewesen, welche Auswirkungen beispielsweise Handystrahlen haben können.

Erst nach Forschungen ist klar geworden, dass diese Strahlen großen Einfluss auf die Gesundheit der Gesellschaft haben.

Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass Forschungen positive sowie negative Aspekte beinhalten. Sowie in der damaligen Zeit, sowie heute.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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